A, a » musikwissenschaften.de (2024)


Rubrik: A, a / Musik-Lexikon 1882 | Autor: Hugo Riemann

A (1882)

A ist der Name des ersten Tons unsrer Grundskala (A B/H C D E F G). Die Italiener, Franzosen und Spanier nennen den Ton la oder (besonders in älteren theoretischen Werken) mit dem vollständigen Solmisationsnamen A la-mire, auch wohl A mila; vgl. Solmisation und Mutation.

Die A der verschiedenen Oktaven werden in der Buchstabenbezeichnung durch Zusätze voneinander unterschieden. Der Gesamtumfang der musikalisch brauchbaren Töne reicht vom Doppelkontra-C bis zum sechsgestrichenen c, d. h. durch neun Oktaven. Doch kommen die allertiefsten wie die allerhöchsten Töne dieser Riesenskala nur in der Orgel vor. Notiert werden dieselben nicht, sondern treten bloß als Klangverstärkungen auf (in der 32-füßigen Stimme einerseits und den kleinsten Hilfsstimmen Quinte 2/3 oder 1/3 und Terz 2/5 andererseits; siehe Fußton). Die Notenschrift kann zwar diese Töne auch wiedergeben (durch 8va und 8va bassa oder auch durch 15ma und 15ma bassa, doch sind die gewöhnlichen Grenzen der Notenschrift die unsrer heutigen [um 1880] großen Konzertflügel mit dem Umfang vom Doppelkontra-A bis zum fünfgestrichenen c; vgl. folgende Übersicht, in welcher zugleich die übliche Buchstabenbezeichnung der Noten angegeben ist.

Übersicht der Noten und Schlüssel und ihrer Bezeichnung.

Das eingestrichene c (c') ist das in der Mitte des Klaviers gelegene; nach dem eingestrichenen a (a'), oben in sämtlichen Schlüsseln durch eine A, a » musikwissenschaften.de (3)-Note hervorgehoben, wird in unseren Orchestern allgemein gestimmt, indem es die Oboe angibt. Die Normaltonhöhe desselben, welche früher sehr schwankend war, ist durch die französische Akademie 1858 auf 875 einfache resp. 437,5 Doppelschwingungen in der Sekunde festgestellt (Pariser Kammerton, auch "tiefe Stimmung" genannt, zum Unterschied von der erheblich höheren, die zuletzt - in verschiedenen Ländern und Städten verschieden - üblich war). Die Pariser Stimmung (Diapason normal) wird jetzt [um 1880] allmählich überall eingeführt.

In Deutschland und Frankreich haben auch die Stimmgabeln, nach denen die Klaviere gestimmt werden, die Tonhöhe des a' (oder a''), während sie in England auf c'' gestimmt sind. […] [Riemann Musik-Lexikon 1882, 1f]

Rubrik: A, a / Handlexikon Tonkunst 1882 | Autor: August Reissmann (Hg.)

A, a (1882)

A ist in unserem Tonsystem der sechste Ton der diatonischen, der zehnte der chromatischen Tonleiter, und zwar bezeichnet man mit diesem [großgeschriebenen] Buchstaben das A der großen Oktave. Das A der eingestrichenen Oktave - a' oder a1 - ist jetzt allgemein als Stimmton angenommen. Doch fehlte es immer noch an Übereinstimmung in der Feststellung der absoluten Tonhöhe desselben. Erst seit dem 18. Jahrhundert verfährt man mit größerer Genauigkeit bei Anwendung und Zählung der Tonschwingungen und erst in unserem Jahrhundert [19. Jh.] wurden energische Versuche zu einer Einigung über eine Normalstimmung gemacht. Die nachfolgende Zusammenstellung zeigt die große Ungleichheit und wie rapid die Stimmung allmählich in die Höhe ging:

Paris:
1788: a' = 409 Schwingungen [pro Sekunde]
1821: a' = 431 Schwingungen
1833: a' = 434 Schwingungen
1852: a' = 449 Schwingungen

Berlin:
1759: a' = 427 Schwingungen
1821: a' = 437 Schwingungen
1833: a' = 442 Schwingungen
1858: a' = 443 Schwingungen

Petersburg:
1771: a' = 417 Schwingungen
1796: a' = 437 Schwingungen
1830: a' = 453 Schwingungen
1857: a' = 460 Schwingungen

Den hieraus erwachsenden zahlreichen Übelständen machte Frankreich ein Ende, indem durch eine aus Gelehrten und Fachmännern zusammengesetzte Kommission das a' auf 437,5 Schwingungen [pro Sekunde] für Frankreich festgesetzt wurde, und dieser Normalton fand auch in anderen Ländern allgemeine Billigung. [Reissmann Handlexikon 1882, 1]

Rubrik: A, a / Musikalisches Lexicon 1865 | Autor: Arrey von Dommer

A (1865)

A. Buchstabenname der sechsten diatonischen Stufe oder des zehnten diatonisch-chromatischen Tones unsres modernen von C als Grundton ausgehenden Tonsystems.

Von Aristoxenus (340 v. Chr.) bis gegen Guido von Arezzo (im 11. Jahrhundert) hin begrenzte das große A, der Proslambanomenos der griechischen Musik, die Tiefe des in diesem Zeitraume gebräuchlichen Tonsystems von 15 Tönen oder zwei Oktaven, A-a'; und auch nachdem das Gamma graecum (Γ, wenngleich nicht durch Guido von Arezzo selbst, wie man noch häufig angegeben findet, so doch wohl nicht lange vor ihm) in der Tiefe hinzugekommen war, galt das A doch noch einige Zeit als eigentlicher Grundton des Systems. Bei Benennung der Töne dieser zwei Oktaven mit den wiederholten sieben ersten Buchstaben des Alphabets (Näheres unter Notenschrift), welche man auch Gregorianische Buchstaben nennt, weil die Einführung derselben Gregor d. Gr. zugeschrieben wird, fiel der erste Buchstabe auf den damals tiefsten Ton, eben das große A. Als aber der Tonumfang nach und nach bis C in der Tiefe sich erweiterte, indem die Töne G F E D und C hinzukamen, wurde die vordem erste Tonstufe A zur sechsten Stufe dieses neuen Ambitus, als welche sie zum Grundtone C im Verhältnis der großen Sext 5:3 steht. Der Buchstabe A verblieb dem Tone, dem er ursprünglich angehörte, als Name und rückte daher an die sechste Stelle im musikalischen Alphabet.

Wichtigkeit gewonnen hat in neuerer Zeit das eingestrichene a als Normal-Stimm- oder Gabelton, indem mittels Annahme einer absoluten Schwingungszahl für diesen Ton ein Übereinkommen der Tonhöhen an allen Musikorten erzielt werden soll. Bis jetzt aber ist solches noch nicht erreicht, da der Stimmton a an den verschiedenen Orten noch immer differiert, und der gute Vorschlag des um Stimmung sehr verdienten verstorbenen Seidenmanufakturisten Scheibler zu Crefeld [sic], das a' überall zu 440 Schwingungen anzunehmen, noch nicht durchgedrungen ist, ungeachtet er auch von der Stuttgarter Naturforscherversammlung 1834 unterstützt wurde. Gegenwärtig [um 1865] ist man lebhaft mit Regulierung der Stimmung beschäftigt; das Nähere hierüber sowie über den ganzen Gegenstand siehe Stimmung. [Dommer Musikalisches Lexicon 1865, 1]

Rubrik: A, a / Musikalisches Lexikon 1833 | Autor: Johann Ernst Häuser

A (1833)

A, der Name eines der 7 Töne der diatonischen Tonleiter, wird in der aretinischen Solmisation la genannt. Dieser Ton ist jetzt der sechste in der Ordnung, sonst war er der erste. Nämlich die Alten gaben der tiefsten Saite den Namen A und bezeichneten die unterste Oktave mit A, B, C, D, E, F, G. Im 11. Jahrhundert setzte Guido aus Arezzo dem tiefsten Ton der Tonleiter noch einen tieferen vor, den er Gamma nannte, und nun stieg die Leiter von G hinauf. Später wurden mehrere ähnliche Veränderungen vorgenommen, bis endlich im 16. Jahrhundert Joseph Lazarino die jetzt gebräuchliche Tonfolge von C einführte, in welche A fern von seiner alten Stelle gerückt steht und die sechste diatonische Klangstufe der tiefsten oder großen Oktave (siehe dort) ist. [Häuser Musikalisches Lexikon 1833a, 1]

Rubrik: A, a / Handwörterbuch Tonkunst 1879 | Autor: F. Riewe

A (1879)

A (französisch la), die sechste diatonische Klangstufe durch alle Oktaven unseres Tonsystems. Bis [zur Zeit von] Guido von Arezzo war A überhaupt der erste und tiefste Ton in der Musik. Jener Schöpfer eines neuen Tonsystems aber setzte C an seine Stelle. Das eingestrichene a gilt als Normalton beim Einstimmen der Orchesterinstrumente, meist auch als Normalton der Stimmgabel. A ist auch der geeignetste Vokal für Gesangsübungen (siehe Solfeggieren). [Riewe Handwörterbuch 1879, 1]

Rubrik: A, a / Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840 | Autor: August Gathy (Hg.)

A (1840)

A (französisch: la), sechste Klangstufe in der diatonischen Tonleiter, im Verhältnis 96/161. Das eingestrichene a ist allgemein als Stimmton angenommen. Siehe Oktave. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, 1]

Rubrik: A, a / Musikalisches Lexikon 1802 | Autor: Heinrich Christoph Koch

A (1802)

A. Mit diesem ersten Buchstaben des Alphabets bezeichnet man in der modernen Musik die sechste diatonische Stufe oder [= bzw.] die zehnte Saite der diatonisch-chromatischen Tonleiter unseres Tonsystems, die in der Solmisation a la mi re, a mi la oder auch la genannt wird.

Vierzehn Jahrhunderte hindurch begrenzte unser großes A die Tiefe aller gebräuchlichen Töne. Athen und Rom begnügten sich an einem Umfange von fünfzehn Tönen, die auf eine sehr weitläufige Art mit griechischen Buchstaben bezeichnet wurden (siehe den Artikel Noten), bis der Papst Gregorius Magnus gegen das Ende des sechsten Jahrhunderts zu ihrer Bezeichnung die sieben ersten Buchstaben des lateinischen Alphabetes einführte, die in der höheren Oktave wiederholt wurden. Weil nun A der tiefste Ton war, dessen man sich damals bediente, so viel auf ihn das Zeichen des ersten Buchstabens. Im elften Jahrhunderte erweiterte der Benediktinermönch Guido aus Arezzo das alte Tonsystem und fügte demselben auch in der Tiefe noch einen Ton hinzu, den er mit dem griechischen Gamma (Γ) bezeichnete. Späterhin wurden nach und nach auch noch die Töne F, E, D und C in der Tiefe hinzugesetzt, so dass anjetzt der Ton A, der sonst der erste war, in dem modernen Tonsysteme, welches mit C anfängt, der sechste ist. […] [Koch Musikalisches Lexikon 1802, 1ff]

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